Die nationalen Klimaschutzziele Deutschlands sind nicht zu erreichen, wenn die Investitionen in die Verkehrswende nicht erhöht werden, so der Agora-Ergebnisbericht.

Bild: iStock

Verkehrswende – Je länger wir warten, desto teurer wird es

15.05.2024

In einer Studie zum aktuellen Stand der Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrssektor hat die Organisation Agora Verkehrswende gemeinsam mit dem Wirtschaftsunternehmen Prognos unterschiedliche Szenarien entworfen. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass die gesellschaftlichen Kosten von politischer Untätigkeit die Investitionskosten bei weitem übertreffen würden.

Deutschland hat ambitionierte Klimaziele und eine sich bereits vollziehende Verkehrswende. Doch wie realistisch sind die Ziele und wie wirkungsvoll die Wende, wenn nicht genügend investiert wird? Diese Fragen werden in einer Untersuchung der gemeinnützigen Organisation Agora Verkehrswende beleuchtet. Anhand von drei unterschiedlichen Szenarien, mit jeweils anderen Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrssektor, wird der Zeitdruck deutlich, unter dem die Investionen stehen.

Das Referenzszenario ist dabei der „Status quo“ der aktuellen nationalen Klimapolitik. Agora prognostiziert, dass das Klimaziel des Verkehrssektors für 2030 sowie das Nullemissionsziels für 2045 verfehlt würden, wenn die Investitionen für eine Verkehrswende nicht ausgeweitet werden. Die benötigten Investionssummen aus öffentlichen Geldern schrecken Verantwortliche oftmals davon ab, bereits jetzt zu handeln. Doch sind die gesellschaftlichen Kosten des Nicht-Handelns zwar schwer zu beziffern, aber absehbar. Eine Verkehrswende, die sich bis 2045 hinzöge, würde den Staat rund 9,7 Billionen Euro kosten. Andere indirekte Kosten wie beispielsweise die Luftverschmutzung und Flächenversiegelung sind dabei nicht einbezogen.

In zwei weiteren Szenarien untersucht die Studie, welche Auswirkungen eine schnellere Umsetzung der Verkehrswende hätte. Demnach würde das Ziel der Klimaneutralität im Verkehr ab 2045 realistisch und schaffbar sein, vorausgesetzt es gäbe ab 2025 oder spätestens 2030 eine gut geplante und konsequent durchgeführte Verkehrswende. In dem Fall, dass die Verkehrswende 2030 vollzogen wird, seien die Kosten bereits um rund 500 Milliarden höher, als wenn dies schon 2025 geschähe.

Die Szenarien unterschieden sich beim Güterverkehr weniger als in anderen Bereichen. In allen drei Szenarien sind in der Zukunft mehr Lkw auf den Straßen als heute, die Güterverkehrsleistung wächst in jedem Fall. Entscheidend für den Klimaschutz werden dabei die Antriebsarten sein. Die batterieelektrische Antriebsart wird immer stärker genutzt werden. So sind sogar im Referenzszenario in 2030 knapp ein Viertel aller leichten Nutzfahrzeuge elektrisch. Bei den schweren Nutzfahrzeugen würden im Referenzszenario die batterieelektrischen erst ab der ersten Hälfte der 2030er Jahre die Mehrheit der Neuzulassungen bilden. Wasserstoff taucht in allen drei Szenarien nur als Nischen-Technologie auf. Die Zunahme des Güterverkehrs kommt in allen drei Szenarien hauptsächlich durch mehr Schienengüterverkehr zustande, was förderlich für den Klimaschutz ist, denn bereits heute werden rund 90 Prozent aller Zugkilometer elektrisch zurückgelegt.

Die Politik solle deshalb möglichst schnell und entschlossen handeln und ein Finanzierungskonzept für die Verkehrswende vorlegen, so Agora Verkehrswende. Dies ist eine notwendige Voraussetzung um die bereits bestehenden Klimaschutzziele überhaupt zu erreichen. Außerdem sollten laut der Studie mehr Anreize geschaffen werden, damit auch private Investitionen in den Klimaschutz zunehmen.

Fünf Ergebnisse der Studie:

1. Schnelles Handeln zahlt sich aus
2. Politisches Zögern hat einen Preis
3. Durch frühe Investitionen langfristig profitieren
4. Finanzierung dauerhaft sichern
5. Mehrwert durch Vermeidung von Schäden schaffen

(Quelle: Ergebnisbericht „Verkehrswende als Mehrwert“ von Agora Verkehrswende, Mai 2024)

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel