Das künftige Netz in der Schweiz und die Boxen, in denen die Paletten und Rollgitter befördert werden.

Bild: Cargo sous Terrain

Vom Hirngespinst zur Realität: Schweizer Güter-Metro auf Kurs

19.11.2023

Das Projekt des unterirdischen Transportsystems Cargo sous Terrain (CST) für Europaletten und Rollgitter für den Detailhandel schreitet plangemäß voran. Die Umsetzung der ersten Etappe kommt näher.

Güter in eigens dafür entwickelten Röhren unterirdisch zwischen großen Städten hin- und herzuschicken: Das ist das Konzept von Cargo sous Terrain (CST). Von vielen belächelt ist es den Schweizer Projektverantwortlichen jedoch sehr ernst mit ihrer Idee. Und es ist kein Hirngespinst mehr, sondern die Realisierung schreitet voran.

Mit 34,5 Stundenkilometern durch die Erde

So wurden im laufenden Jahr zwischen Härkingen und Zürich Flughafen auf über 50 Kilometern 29 Sondierbohrungen durchgeführt und 3 Kilometer Gesteinsproben dem Boden entnommen. Die drei kantonalen Richtplanverfahren und die weit fortgeschrittenen Gespräche mit den 50 involvierten Gemeinden erlauben die Eingabe des Sachplans an den Kanton Solothurn Anfang 2024, gefolgt dann von Aargau und Zürich. Zurzeit sind 29 Mitarbeitende und 200 externe Fachleute für CST tätig. Simulationen des Systems haben ergeben, dass die Geschwindigkeit der Transportfahrzeuge (TFZ) idealerweise 34,5 Stundenkilometer beträgt und somit mit dem Lkw an der Oberfläche gut Schritt halten kann.

Grundrisse der Hubs, Modelle der Liftschächte und eines TFZ sind erstellt und wurden kürzlich in Olten vorgestellt. Gestalter der Hubs ist der Basler Architekt Pierre de Meuron, der zusammen mit seinem Partner Jacques Herzog unter anderem die Elbphilharmonie in Hamburg und die Allianz-Arena in München entworfen hat. De Meuron erachtet das Projekt als pionierhaft, weil es die Landschaft nicht beeinträchtigt. Er hält CST für eine alternativlose Option zur zuverlässigen Versorgung der Schweiz: „Die Hubs sollen Teil der Stadt werden, lebendige Treffpunkte dank ihrer Mehrfachnutzung, sind also Katalysatoren der Raumentwicklung.“

Mehr als nur CO₂ einsparen

Das Röhrensystem ist ausschließlich der Güterlogistik vorbehalten. Mit dem elektrischen als auch digitalisierten Betrieb wird eine Reihe von Nachhaltigkeitszielen erreicht. Dazu gehören die Reduktion des Landverbrauchs, weniger Lärm, Verkehrsentlastung auf den Autobahnen und in den Innenstädten. Hier wird mittels gebündelter Elektromobilität etwa ein Viertel des heutigen Stückgutverkehrs eingespart.

Baubeginn in drei Jahren

Mit dem Baubeginn für die erste Teilstrecke rechnen die Verantwortlichen von CST in knapp drei Jahren, 2026. Dank der nationalen Gesetzgebung scheinen keine größeren Hürden für das als „Leuchtturmprojekt auf dem Niveau der NEAT“ bezeichnete Vorhaben zu bestehen. Für die Sicherstellung der Finanzierung holte der Verwaltungsrat kürzlich ein neues Mitglied in der Person der Österreicherin Susanne H. Sesselmann in die Geschäftsleitung. Sie bringt Erfahrung in der Finanzierung von weltweiten Infrastrukturprojekten ins Gremium ein.

Zu den Hauptaktionären von CST gehören unter anderem Coop, Credit Suisse, Migros und die Schweizerische Post. Zu den weiteren Aktionären zählen Cargo Domizil, DPD, die Spedition Dreier, DSV, der Flughafen Zürich, GO! Express & Logistics, Rhenus Logistics und Virgin Hyperloop.

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel