Der Reifegradindex zeigt an, auf welchem Stand der Entwicklung im Bereich Nachhaltigkeit und Digitalisierung – in Bezug auf Nachhaltigkeit– die Unternehmen sich selbst sehen. Zur genaueren Definierung gibt es Fragen zu den Teilbereichen „Stellenwert“, „Strategie“, „Monitoring, Controlling & Reporting“ und „Tooling“.
Generell gilt: Je höher der Indexwert, desto höher der Reifegrad bezogen auf das Thema des jeweiligen Teilindexes. Der höchstmögliche Wert ist 10. Davon wurden in diesem Jahr 6,3 erreicht.
Stellenwert
Der Reifegradindex für den „Stellenwert“ liegt insgesamt bei 7,4.
Die Unternehmen wurden nach den wichtigsten Treibern, die dafür sorgen, dass sie sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzten, gefragt. Am wichtigsten sind ihnen die EU-Vorgaben, die sie umsetzten müssen – insbesondere die Berichtspflicht beziehungsweise das Reporting. 56 Prozent bezeichnen diesen Treiber als „sehr wichtig". Knapp die Hälfte der Befragten gibt an, dass für sie der Wettbewerbsvorteil durch das Erreichen von ESG-Zielen, wie Energieeffizienz und Auslastungsoptimierung, ein wichtiger Treiber ist. Weitere sind ein Wettbewerbsvorteil im Marketing durch die Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit, Kosteneinsparungen und die Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber – denn die ESG-Ziele beinhalten auch soziale Nachhaltigkeit. Die Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtgesetzes ist für 52 Prozent ein wichtiger Treiber – allerdings nur für rund ein Fünftel der Befragten „sehr wichtig“. Dies wird sich perspektivisch ändern, wenn diese Pflicht auf mehr Unternehmen ausgeweitet wird.
Bei Zulieferern werden Nachhaltigkeitskriterien bereits von 58 Prozent der Befragten Unternehmen als sehr wichtig eingeschätzt. Diese Zahl könnte sich noch erhöhen, da ab dem nächsten Jahr das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz auf mehr Unternehmen ausgeweitet wird. Mehr als ein Fünftel der Befragten müssen dann dem Gesetz Folge leisten.
Auffallend ist: bisher erachten 37 Prozent der befragten Unternehmen das Know-how ihrer IT im Bereich Nachhaltigkeit und der ESG-Transformation als „weniger gut" bis „gar nicht gut".
Insgesamt wird deutlich, dass momentan noch die Vorgaben der EU bezüglich des Nachhaltigkeits-Reportings einen größeren Druck auf die Unternehmen ausüben, als das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz.
Strategie
Der Teilindex "Strategie" hat mit 4,6 den geringsten Wert in der Studie. Das bedeutet, die von den Unternehmen bezeugte Wichtigkeit der ESG-Nachhaltigkeitsziele und ihrer Erreichung spiegelt sich nicht in ihren Taten, also ihrer Strategie, wider. Das lässt sich daran erkennen, dass nur 39 Prozent der Befragten definierte Unternehmensziele in Bezug auf Nachhaltigkeit aufgestellt haben. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt das Vorhaben an, zwischen 2030 und 2040 CO2-neutral zu werden – allerdings fehlen die konkreten Strategien für den Weg dahin bei einigen noch.
Monitoring, Controlling & Reporting
Momentan erstellt jedes zweite Unternehmen schon einen Nachhaltigkeitsbericht, auch wenn nicht alle dazu verpflichtet sind. Knapp drei Viertel der Unternehmen in der Studie erfassen bereits Nachhaltigkeitsdaten, alle anderen planen es. Die Hauptgründe dafür, Zusammenhänge zwischen Key Performance Indicators in Bezug auf Nachhaltigkeit und finanziellen Faktoren zu erfassen, sind vor allem
• um Investitionsentscheidungen zu treffen
• Produkte und Dienstleitungen zu entwickeln
• Lieferanten auszuwählen Projekte zu bewerten
• Standorte des Unternehmens festzulegen.
Dieser Teilindex liegt mit 6,7 im guten Mittelfeld.
Tooling
Die bisher als am wichtigsten erachteten Tools sind jene, die den CO2-Abdruck des Unternehmens sowie den der Unternehmens-IT berechnen. Nur 15 Prozent der befragten Unternehmen erstellen ihren Bericht weitestgehend automatisiert mittels einer speziellen Software. Dieser Anteil soll nach eigenen Angaben der Unternehmen steigen: In naher Zukunft möchten 28 Prozent der Unternehmen weitestgehend automatisiert Berichte erstellen. Die beliebtesten Programme für das Monitoring und Controlling sind in der Stichprobe Microsoft, Verso, Google, Salesforce, SAP und AWS – in absteigender Häufigkeit.
Interessant ist, dass für die Risikobewertung ihrer Zulieferer schon deutlich häufiger automatisierte Programme genutzt werden: 42 Prozent berechnen das Risiko weitestgehend automatisiert.
Zwei Haupttreiber
Insgesamt liegt der Reifegradindex 2023 mittelständischer Unternehmen aus Produktion und Logistik in Deutschland bei 6,3 vom höchstmöglichen Wert 10– wobei die Gewichtung der vier Teilindizes in etwa gleich ist.
In der Gesamtheit zeigt die Studie, dass es insbesondere zwei maßgebliche Treiber für Investitionen in Nachhaltigkeit durch die Unternehmen gibt: Erstens, mehr gesetzliche Regelungen und Verpflichtungen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Und zweitens, der Druck durch Kundschaft, Mitarbeiter und Investoren, also die öffentliche Wahrnehmung und Sensibilisierung für das Thema Nachhaltigkeit als wirtschaftliche Notwendigkeit.
PAC (Pierre Audoin Consultants)
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Lufthansa Industry Solutions ist ein Dienstleistungsunternehmen für IT-Beratung und Systemintegration. Die Lufthansa-Tochter unterstützt ihre Kunden bei der digitalen Transformation ihrer Unternehmen. Die Kundenbasis umfasst sowohl Gesellschaften innerhalb des Lufthansa Konzerns als auch mehr als 300 Unternehmen in unterschiedlichen Branchen. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Norderstedt.