Symbolischer Festakt in Allermöhe: Die Verwaltungsratsvorsitzende Marion Nagel (links) und Tobias Jardon (Niederlassungsleiter Hamburg) legen den Grundstein für den Neubau.

Bild: Nagel Group

Standortbekenntnis der Nagel-Group

27.11.2023

Der Lebensmittellogistiker verdoppelt seine Flächen am angestammten Standort in der Hansestadt. Expansion, Nachhaltigkeit und Innovation stehen im Fokus des Millionenprojektes, das 2026 fertig werden soll.

Für die Nagel-Group ist Hamburg ein wichtiger Standort. Nüsse, Gewürze oder Fisch aus China, Indien, Vietnam oder Kolumbien werden hier gelagert und in die Region verteilt. Käse und Schokolade verschickt der Logistiker für seine Kunden aus der Hansestadt in den Mittleren Osten, nach Australien oder die USA. „Wir nutzen den Seehafen für weltweite Importe und Exporte. Hamburg gehört zu unseren drei größten Ausgangsstandorten“, sagt die Verwaltungsratsvorsitzende Marion Nagel.

Schon im Jahr 1959 hat der Logistiker hier die erste Niederlassung außerhalb seines Stammsitzes in Versmold errichtet. In Hamburg-Allermöhe ist die Nagel-Group seit den 1980er Jahren ansässig. Nun soll im dortigen Gewerbegebiet ein neues Umschlaglager entstehen sowie die bisherigen Kapazitäten modernisiert, erweitert und neu strukturiert werden. Damit will der Frischelogistiker seine Präsenz in der Elbmetropole stärken.

„Wir haben zusätzliche Grundstücke gekauft und weitere Flächen von der Stadt Hamburg gepachtet“, fügt Nagel hinzu. Diese werden jetzt entwickelt. Es sei ein wichtiger Meilenstein für die Nagel-Group, da Erweiterungsflächen in Ballungsgebieten wie Hamburg häufig schwer zu bekommen seien. Noch ist das Unternehmen an der Hans-Duncker-Straße auf einem 33.000 Quadratmeter großen Grundstück tätig, die Größe erweitert sich nun auf mehr als 70.000 Quadratmeter. Auch die Logistikkapazitäten werden verdoppelt, künftig stehen circa 18.000 Palettenstellplätze zur Verfügung.

Energieeffizienter Betrieb

„Wir modernisieren unsere Kälteanlagen, damit sie so energieeffizient wie möglich arbeiten können“, erläutert sie. Installiert werde eine Multi-Temperatur-Kälteanlage, um flexibel auf spezielle Temperaturbereiche und Anforderungen der Kunden eingehen zu können. Hierzu lässt der Logistiker sogenannte Frequenzumformer einbauen, die eine effiziente Steuerung ermöglichen. Das Unternehmen setzt zudem auf ECMotoren und erhöht die Energieeffizienz dadurch, dass es die Verflüssigungstemperatur der Kältemittel absenkt und die Verdampfungstemperatur anhebt. „Als Kältemittel kommt Ammoniak zum Einsatz, da es günstige thermodynamische Eigenschaften und einen niedrigen Energiebedarf besitzt“, betont Nagel.

Auf das Dach des Gebäudes soll eine Photovoltaikanlage (PV) mit 2.850 Kilowatt-Peak (kWp) Leistung installiert werden. Zudem ist ein Stromspeicher auf Fluidbasis geplant, der die Möglichkeit bietet, Energie zu speichern und zu nutzen, da das Fluid mehrmals verwendet werden kann und komplett recyclingfähig ist. Die PV-Anlage produziert im Jahr etwa 2.750 Megawattstunden (MWh) Strom. Damit könnten laut Nagel bis zu 700 Vierpersonenhaushalte pro Jahr mit Strom versorgt werden. Durch die PV-Anlage lassen sich mehr als 2.000 Tonnen CO2 jährlich eingesparen. Für PV-Anlage und Stromspeicher wird das Unternehmen insgesamt rund 4,5 Millionen Euro ausgeben.

Gebaut wird zudem ein neues Parkhaus. Geplant ist, dort zehn Ladepunkte für E-Fahrzeuge und zunächst eine Schnellladestation für E-Lkw zu installieren. Der weitere Ausbau der E-Infrastruktur ist denkbar und werde bedarfsgerecht entschieden. Mit der Nachhaltigkeit im Fokus strebt das Unternehmen beim Bau der neuen Logistikanlage eine Zertifizierung in Gold nach dem Standard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) an. „Für uns als Kühllogistiker ist hier eine starke Wärmedämmung elementar, um Energieverluste zu vermeiden.“ Insgesamt investiert der Lebensmittellogistiker mehr als 60 Millionen Euro für das Großprojekt. Die Fertigstellung ist für Anfang 2026 geplant.

Doch damit nicht genug: Im Sommer hat die Nagel-Group ein weiteres Projekt in Hamburg gestartet. Der Frischelogistiker hat für die nachhaltigere Zustellung in Innenstädten eine Lösung entwickelt, die alsCorporate Venture „Leafr“ in diesem Jahr an den Markt gegangen ist. Das Start-up mit Sitz in der Hansestadt setzt dabei auf rein elektrische Transportmittel und auf maßgeschneiderte Kühlboxen, die in Elektrofahrzeuge integriert werden und eine durchgehende Kühlkette bis zum Warenempfänger sicherstellen.

Die Idee zu Leafr hatten die langjährigen Nagel-Group-Mitarbeiter und Gründer Bastian Schwarz, Sören Loeck und Maurice Landwehr. Dieses Projekt zielt darauf ab, die grüne Citylogistik in Hamburg aufund auszubauen. Derzeit agiert Leafr aus einer 200 Quadratmeter großen Halle direkt neben dem Standort in Allermöhe. Das Start-up will zudem nun zeitnah einen City-Hub in der Innenstadt eröffnen. „Wir wollen die grüne Citylogistik mit Leafr in Hamburg weiter ausbauen“, sagt CEO Landwehr. Hierfür sei die Anmietung weiterer City-Hubs in naher Zukunft denkbar.

Die inzwischen acht Mitarbeiter dort kommissionieren die Waren und liefern sie im Hamburger Stadtgebiet aus. „Zunächst liefern wir vor allem bereits bestehende Kleinstsendungen aus dem NagelNetzwerk aus“, sagt COO Loeck. Zu den Empfängern gehören vor allem Einzelhändler, Restaurants, Hotels und Tankstellen. Teilweise beliefert Leafr aber auch Privathaushalte, andere Lieferdienste oder Altenheime. Die Zusteller sind täglich auf mehreren Touren durch das gesamte Stadtgebiet unterwegs. (alb)

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