ISL-Leiter Lemper hält die Klimaziele in der Schifffahrt für kaum erreichbar.

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Bremer Institut: Schiffsverkehr bis 2050 nicht klimaneutral

24.04.2024

Bei einer Tagung in Bremen diskutiert die Schifffahrtsbranche über Nachhaltigkeit. Schon jetzt zeichnet sich ab: Die gesetzten Ziele für die nächsten Jahrzehnte sind wohl nur schwer zu erreichen.

Der Schiffsverkehr soll nach Vorgaben der Europäischen Union bis 2050 klimaneutral werden: Das Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) hält dieses Ziel für unrealistisch. „Ich denke, dass das aus heutiger Sicht kaum zu erreichen ist“, sagte Burkhard Lemper, ISL-Geschäftsführer und Professor an der Hochschule Bremen. „Nach wie vor sind es nur sehr wenige Einheiten in der Weltflotte und auch im Orderbuch, die alternative Kraftstoffe nutzen könnten, und zumindest die derzeit neu gebauten Schiffe sind mit hoher Wahrscheinlichkeit 2050 noch in Fahrt.“

Die meisten Schiffe, die nicht Schweröl oder Diesel nutzen, fokussieren sich nach Angaben des Bremer Instituts derzeit auf flüssiges Erdgas. Doch bei LNG handele es sich ebenfalls um einen fossilen Brennstoff, der sich schädlich auf das Klima auswirken könne.

„Es muss viel mehr in Schiffe mit alternativen Antrieben investiert werden, nicht in LNG“, forderte der Experte im Vorfeld des 6. Bremer Kongresses für Nachhaltigkeit in der Schifffahrt. Bei der zweitägigen Tagung tauscht sich die Branche ab Montag unter anderem über alternative Brennstoffe aus.

Die notwendigen Investitionen dafür seien so hoch, dass es sich die meisten Reedereien ohne öffentliche Unterstützung nicht leisten könnten, sagte Lemper. Außerdem fehle die Kapazität für die Produktion grüner Kraftstoffe. Die Politik müsse erst die finanziellen und regulatorischen Rahmenbedingungen schaffen. Der Institutsleiter rechnet langfristig mit einem Mix aus verschiedenen grünen Kraftstoffen wie Ammoniak, Methanol und anderen E-Fuels, der direkte Einsatz von Wasserstoff in Schiffsantrieben sei eher unwahrscheinlich.

Auch die Häfen sollen klimaneutraler werden, die EU fordert bis 2030 eine Landstromversorgung für wichtige Häfen. Der ISL-Geschäftsführer ist skeptisch, ob die Landstromversorgung zeitnah tatsächlich einen Beitrag für das Klima leisten kann. Dafür müsse der mit Dieselgeneratoren selbst produzierte Strom der Schiffe beispielsweise durch Solar- oder Windenergie ersetzt werden. „Solange wir wegen Mangel an solchem erneuerbaren Strom den Zusatzbedarf für die Landstromversorgung der Schiffe mit Kohle- oder Gaskraftwerken produzieren müssen, haben wir für das Klima nichts erreicht“, so Lemper.

Da auf absehbare Zeit weder der erforderliche erneuerbare Strom noch ausreichende Mengen an grünen Treibstoffen zur Verfügung stehen würden, müsse der Fokus mittelfristig auf der Einsparung von Treibstoff liegen, forderte Lemper. Das sei beispielsweise durch langsameres Fahren, hydrodynamische Optimierung und Windunterstützung möglich. Außerdem sei es wichtig, Luftschadstoffe im Hafengebiet weitestgehend zu vermeiden. (dpa/ab)

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