Dr. Rüdiger Ostrowski ist seit 1996 Geschäftsführer des Verbandes Spedition und Logistik in NRW und seit 1999 Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes.

Bild: Verband Spedition und Logistik Nordrhein-Westfalen e.V.

„Bei der Dekarbonisierung sind die Innovationen der Industrie gefragt“

10.11.2023

Ende November wird der Deutsche Nachhaltigkeitspreis übergeben. ZERO by DVZ hat mit Mitgliedern der Jury über die Zukunft nachhaltiger Logistik und die Bewertungskriterien für die Preisverleihung gesprochen. Rüdiger Ostrowski vom Verband Spedition und Logistik Nordrhein-Westfalen gibt einen Einblick in die bereits absehbaren Entwicklungen der Branche.

Was ist Ihnen bei der Vergabe des Deutschen Nachhaltigkeitspreises in der Kategorie Logistik und Transportwirtschaft im Jahr 2023 besonders wichtig?

Die Nachhaltigkeitsdiskussion ist keine Neue. Seit über 30 Jahren befassen sich Organisationen mit dieser Frage. Nun hat die Nachhaltigkeitsfrage eine Straffung auf das Thema Klima und den Ressourcenschutz. Hinzu kommt eine nachhaltige Bewertung der neuen Arbeitsverhältnisse.

Welche Kriterien haben Sie bei der Bewertung angelegt?

Die Kriterien sind Innovationsgrad, Einschätzung der Nachhaltigkeit, Bewertung der Arbeitswelt sowie Image und Effizienz.

Wo sehen Sie die Logistikbranche im Vergleich zu anderen Branchen auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft?

Die Logistikbranche ist dem Klimawandel und der gesellschaftlichen Veränderung genauso ausgesetzt wie alle anderen Branchen. Sie ist innovativ, kreativ und auf die Zukunft ausgerichtet. Die vielfältigen Aktionen in den Unternehmen zeigen, dass der Weg in eine nachhaltige Zukunft erkannt wurde und systematisch angegangen wird.

Was sind aus Ihrer Sicht die besonderen Herausforderungen bei der Dekarbonisierung der Logistik-Branche?

Die Dekarbonisierung der Wirtschaft ist eine allumfassende Aufgabe. Ihr kann sich die Logistikbranche nicht entziehen. Allerdings sind bei der Dekarbonisierung eher die Innovationen der Industrie gefragt. Die Logistiker nehmen die Dekarbonisierung an, haben die Notwendigkeit erkannt und stellen sich den Aufgaben. Eine besondere Herausforderung besteht darin, wirtschaftlich erfolgreich zu sein bei gleichzeitiger Umstellung der Prozesse im Rahmen einer Dekarbonisierung.

Was und wie kann die Transportwirtschaft in Sachen Nachhaltigkeit von anderen Sektoren lernen?

Die Logistik ist keine abgelöste Wirtschaftseinheit. Sie ist eingebunden in gesamtwirtschaftliche Prozesse. Hier ist es wichtig, dass die Logistikbranche sich mit anderen Branchen austauscht und natürlich auch ihre eigenen Ideen und die anderer Wirtschaftszweige einbringt. Es ist keine Branche erkennbar, die in Sachen Nachhaltigkeit weit vorne liegt. So gesehen befindet sich die Logistikbranche im Trend und hinkt nicht hinterher.

Worin ist die Branche Vorreiter und dient als Vorbild für andere Zweige?

Die Logistikbranche hat in der Anwendung der von der Industrie bereitgestellten Technik eine ganz klare Vorreiterrolle. Der Elektroantrieb, der manuelle Antrieb im City-Logistikbereich, der Einsatz von Langfahrzeugkombinationen und vieles andere mehr wurden hier schon lange erprobt. Neben der Tatsache, dass Energiesparkonzepte und Heizungssparkonzepte für große Hallen schon Jahrzehnte ein Vorbild sind. Inwieweit andere Branchen diesen Prozess nicht folgen, kann nicht umfassend beurteilt werden. Die Logistikbranche ist hier auf jeden Fall Vorreiter.

Wie wird der Logistiksektor ihrer Meinung nach im Jahr 2030 und in 2050 aussehen?

Der Logistiksektor in 2030 stellt sich den vielen Herausforderungen. Insbesondere der Antriebsmix wird die spannende Frage der Zukunft sein. Die E-Mobilität ist hier nicht das Allheilmittel, sondern wird einen etablierten Platz im Antrieb buchen. Das vollständige Setzen auf E-Mobilität ist ein völliger Irrweg. Die weiteren Konzepte zur Nachhaltigkeit in der Logistik werden natürlich von allen Stellen umgesetzt. Hier weicht die Logistikbranche nicht von anderen Branchen ab, sondern kümmert sich genauso um Energiesparmodi und um eine Nachhaltigkeit im Betrieb.

Der Prozess zwischen 2030 und 2050 ist überhaupt nicht absehbar. Wir wissen nicht, inwieweit die Elektromobilität sich in diesen beiden Jahrzehnten weiterentwickelt. Sind die Grundstoffe zu beschaffen für die E-Mobilität? Ist die Ladeinfrastruktur auch nur einigermaßen ausgebaut? Welche Versicherungsrisiken gibt es neu mit der E-Mobilität? Wie entwickelt sich der Wasserstoffantrieb und was passiert mit neuen Methoden der Stromgewinnung? Der Logistiksektor war in den letzten 30 Jahren und wird auch in den nächsten 25 Jahren ganz vorne sein bei der Entwicklung nachhaltigerer Prozesse, die einerseits die Wirtschaftlichkeit eines Betriebes und andererseits den Umweltschutz mitdenken.

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  • Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis für Unternehmen der Mobilität und Logistik wird unter anderem in den Kategorien „Automobilindustrie“, „Luftfahrzeug-, Bahn- und Schiffsbau“, „Mobilitätsdienstleistungen“, „Transport- und Logistikwirtschaft“ und „Verkehrsinfrastruktur“ vergeben.

    Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis für Unternehmen der Mobilität und Logistik wird unter anderem in den Kategorien „Automobilindustrie“, „Luftfahrzeug-, Bahn- und Schiffsbau“, „Mobilitätsdienstleistungen“, „Transport- und Logistikwirtschaft“ und „Verkehrsinfrastruktur“ vergeben.

    Bild: Frank Fendler

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