Florian Friedemann treibt bei Henry Lamotte Food ein großes Digitalisierungsprojekt voran. (Foto: Linus Klose)

Henry Lamotte Food stellt Lieferkette auf den Prüfstand

01.03.2023

Florian Friedemann leitet erst seit wenigen Monaten das Supply Chain Management bei dem Großhändler und steht gleich vor großen Aufgaben: Die Bremer nehmen derzeit sämtliche Prozesse unter die Lupe, um die Lieferfähigkeit sicherzustellen, aber auch um nachhaltiger zu werden.

Henry Lamotte Food mit Sitz in Bremen ist als Großhändler Lieferant der Lebensmittelindustrie und des -einzelhandels. Die meiste Ware kommt über den Seeweg, vor allem aus China, aber auch von den Philippinen, aus Thailand sowie dem Mittelmeerraum. Das Unternehmen vertreibt Konserven, IBCs und Kanister mit Lebensmitteln, die über längere Zeit ohne Kühlung bei Raumtemperatur gelagert werden können (ambient), wie Ananas oder Thunfisch in Dosen sowie Trockenfrüchte, Gewürze und Nudeln. „Wir haben aber auch einen großen Tiefkühlbereich“, sagt Florian Friedemann, Head of Purchasing & Supply Chain. Henry Lamotte Food liefert seine Produkte aus 40 Ländern an rund 400 Kunden vornehmlich in Deutschland aus.

„Herausfordernd waren und sind die weltweit gestörten Lieferketten, ausgelöst durch die Corona-Pandemie“, sagt Friedemann. Heute bereiten vor allem Fachkräfte- (Lkw-Fahrer) und Equipmentmangel (Chassis) sowie teure Energie Schwierigkeiten. Zudem sind Lagerkapazitäten knapp, und Emissionen, verursacht von langen Lieferketten, müssen dringend reduziert werden. Ware kommt mit Verspätung an, Standgelder sind hoch, dazu kommen sogenannte Blank Sailings, bei denen die Reedereien Häfen nicht anlaufen, weil nicht genügend Ladung zur Verfügung steht oder sie Verspätungen befürchten. Reeder verknappen so Ladekapazität künstlich, um die Seefrachtraten erhöhen zu können. „Wir entwickeln Strategien, wie wir die neuen Risiken absichern können“, sagt Friedemann.

Und dazu stellt das Unternehmen alles auf den Prüfstand. Angefangen bei der Lagerhaltung, denn das ist das Rückgrat der Lieferkette, nimmt das Führungsteam alle Prozesse in Augenschein. „Wir prüfen genau, wer was macht und wer Equipment, Fachkräfte und Lagerkapazitäten vorhält, damit wir Peaks entsprechend abpuffern können“, sagt Friedemann. Von den externen Dienstleistern, die die Lagerstandorte betreiben sowie für Vor- und Nachlauf zuständig sind, will das Unternehmen wissen, welches Risikomanagement sie haben oder planen einzuführen, um sicherzustellen, ob sie beispielsweise im Fall eines Stromausfalls den Kühlbetrieb aufrechterhalten können.

„Wir wollen mit denen weiterarbeiten, die verstanden haben, dass es um die Lieferfähigkeit hochwertiger Ware geht“, sagt der Supply-Chain-Chef. Die meisten extern betriebenen Lager befinden sich in und um Bremen. Im Fall der Tiefkühlware nutzt das Unternehmen inzwischen auch Standorte in Hannover und Hamburg, um das Risiko zu streuen.

Bewusstsein für Cybersicherheit

Die Situation im vergangenen Jahr, als sich eine Reihe von Schiffen in der Deutschen Bucht staute und Container schnell aus den Häfen gezogen werden mussten, habe zudem deutlich gezeigt, dass Henry Lamotte Food mit einem Lager in Hafennähe flexibel und schnell reagieren konnte. Die Nähe zu den Lagern habe den Vorteil, dass jemand von Henry Lamotte Food sofort vor Ort sein kann, wenn es mal irgendwo hakt. Das habe beispielsweise der Hackerangriff auf einen Dienstleister klargemacht.

Dieses Ereignis habe der Führungsriege zudem gezeigt, wie wichtig es ist, in die IT-Sicherheit zu investieren. „Bei uns laufen mehrmals täglich Sicherheits-Screenings, die prüfen, ob das System vor Angriffen von außen geschützt ist“, sagt Geschäftsführer Sebastian Drewes. Hackerangriffe werden simuliert, um Sicherheitslücken aufzudecken und dann zu schließen. Die Mitarbeiter werden regelmäßig darin geschult, zu erkennen, welche E-Mails oder Anhänge sie besser nicht öffnen.

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