Das Kernteam von Mansio, bestehend aus Dr. Maik Schürmeyer (CEO & Founder), Florian Wehling (CTO) und Julian Blasig (CSO) (v.l.).

Bild: Mansio

Mansio: "Die Lösung liegt in intelligenter Technologie"

21.06.2023

An dieser Stelle präsentieren wir unseren Lesern regelmäßig junge Unternehmen aus der Logistik- und Transportbranche. Wie kommt man dazu ein Start-up zu gründen, was bewegt junge Unternehmer und wie verändert sich die Branche? Auf diese Fragen findet Mansio interessante Antworten - und verteilt eine Spitze an die Aktivisten, die sich für den Klimaschutz auf Straßen festkleben.

Warum haben Sie ein Start-up in der Logistik gegründet und dabei den Schwerpunkt auf die Nachhaltigkeit gelegt?

Von der Transportbranche wird eine drastische Reduzierung der CO2-Emissionen erwartet, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. In der Praxis ist dies nicht so einfach: Fahrzeuge mit alternativen Antrieben sind trotz Subventionen teuer. Ihre Reichweite ist gering. Die Ladeinfrastruktur ist unzureichend. Die Lösung der Probleme liegt sicherlich nicht darin, sich auf Straßen festzukleben. Die Lösung liegt in intelligenter Technologie. Mansio bietet Transportunternehmern eine sehr innovative Technologie, mit der sie wirtschaflicher arbeiten und als Unternehmer unabhängig und frei bleiben. Gleichzeitig bietet Mansio Spediteuren die Möglichkeit, die Transformation zu nachhaltigen Transporten schrittweise in ihrem eigenen Tempo anzugehen.

Welches Problem bei der Nachhaltigkeits-Transformation von Unternehmen entlang der Lieferkette lösen Sie?

Transportunternehmen stehen im Bereich der Nachhaltigkeits-Transformation vor zwei wesentlichen Herausforderungen:
1. Soziale Nachhaltigkeit: Wie kann der Beruf des Kraftfahrers wieder attraktiver gestaltet werden? Bei Mansio müssen Lkw-Fahrer abends keinen Parkplatz mehr suchen. Sie übergeben ihren Trailer und schlafen idealerweise zu Hause.
2. Ökologische Nachhaltigkeit: Wie soll der Fernverkehr ohne Diesel-Antriebe funktionieren? Bei Mansio werden Langstrecken in Teilstrecken zerlegt. Die Teilstrecken werden von verschiedenen Frachtführern bedient. Ist eine Teilstrecke mit ausreichend Ladeinfrastruktur ausgestattet, können wir diese Teilstrecke elektrifizieren. So wird zumindest ein Teil der Tour elektrisch gefahren.

Wo haben etablierte Logistikdienstleister bei der Nachhaltigkeitstransformation den größten Nachholbedarf?

Viele etablierte Logistikdienstleister scheuen zu Recht die Umstellung großer Teile ihrer Flotte auf alternative Antriebe. 2022 haben sich die Preise für vergleichsweise umweltfreundliches LNG schlagartig vervielfacht. Das hat viele Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten gebracht. Investitionen in batterie-elektrische oder wasserstoff-elektrische Zugmaschinen sind mit wirtschaftlichen und logistischen Risiken verbunden. Diese Investitionen sind aber nötig, um den Transportsektor nachhaltig zu gestalten. Die Politik muss die richtigen Anreize für solche Investitionen setzen und den Ausbau der Infrastruktur beschleunigen. Und Technologieunternehmen wir Mansio müssen Lösungen etablieren, die den Schritt in die Elektromobilität erleichtern und das Investitionsrisiko reduzieren. Viele Unternehmen haben bereits erkannt, dass ein wirtschaftlicher und umweltfreundlicher Betrieb nur mit der richtigen IT möglich ist. Weitere müssen folgen. Mansio bietet hierzu die passende Lösung.

Welchen Sektor der Logistik adressiert Ihr Unternehmen konkret?

Mansio adressiert mittelständische Speditionen und Speditionsnetzwerke, die ihre Transporte günstiger, schneller und nachhaltiger gestalten möchten. Der Fokus liegt auf Transporten von mehr als 300 Kilometern Länge mit Sattelzügen oder Wechselbrückenfahrzeugen.

Wer sind Ihre Partner und Kunden?

Mansio arbeitet entwicklungsseitig sehr eng mit der Technischen Hochschule RWTH Aachen zusammen – eine der führenden technischen Universitäten Europas. Darüber hat Mansio ein starkes Netzwerk aus Lösungspartnern, beispielsweise für die Fahrzeugkommunikation oder Park- und Ladeinfrastruktur. Heutige Kunden sind hauptsächlich mittelständische deutsche Speditionen mit eigenem Fuhrpark (Sattelzüge oder Wechselbrückenfahrzeuge). Eine internationale Expansion der Mansio-Lösung steht bevor…

Welches Marktpotenzial für Nachhaltigkeitslösungen in der Logistik beziehungsweise entlang der Lieferkette sehen Sie?

Die Transportlogistik verursacht weltweit circa zehn Prozent der CO2-Emissionen. Wenn diese Branche die Nachhaltigkeits-Transformation nicht meistert, sind die Pariser Klimaziele vermutlich nicht zu halten. Dass unsere Branche sich umstellen muss, ist daher nur eine Frage des politischen und wirtschaftlichen Drucks und damit eine Frage der Zeit. Speditionen, die sich dieser Entwicklung verweigern, werden langfristig nicht fortbestehen können. Um wirtschaftlich bestehen zu können, müssen Speditionen zukünftig nachhaltige Lösungen nutzen. Zu diesen Lösungen gehören nicht nur Lkw mit alternativen Antrieben. Auch Software spielt eine wichtige Rolle, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Mit der Mansio-Lösung werden beispielsweise Leerfahrten vermieden und überflüssige Verkehre zum Finden von Parkplätzen drastisch reduziert.

Wo kann Ihr Unternehmen selbst noch nachhaltiger werden?

Mansio ist bemüht, selbst möglich nachhaltig zu arbeiten. Viele Mitarbeiter arbeiten teilweise oder vollständig mobil. Interne und externe Besprechungen finden zum großen Teil digital statt. Papier gibt es nur dort, wo der Gesetzesgeber es vorschreibt.
Potenziale zum noch nachhaltigeren Arbeiten gibt es dennoch sicherlich. Ebenso wie unsere Kunden müssen aber auch wir in erster Linie wirtschaftlich arbeiten. Nur ein wirtschaftliches Unternehmen kann die Energie- und Mobilitätswende mitgestalten.

Ist eine klimaneutrale Logistik ein realistisches Zukunftsszenario? Wann könnte es so weit sein?

Ja, eine klimaneutrale Logistik ein realistisches Zukunftsszenario. Beispielsweise nutzen schon heute viele Unternehmen aus der Lagerlogistik ihre großen Hallen für Photovoltaik. Auch bei Transportunternehmen im Nahverkehr und in der urbanen Distributionslogistik sind sehr interessante Entwicklungen in Richtung Elektromobilität zu beobachten. Mansio fokussiert sich auf den Fernverkehr. Dieser Bereich ist sicherlich eine besonders große Herausforderung in Bezug auf Nachhaltigkeit. Die Anzahl der in Deutschland zugelassenen schweren Nutzfahrzeuge für den Gütertransport mit elektrischen Antrieben ist heute (Stand 2022) verschwindend gering. Die Tendenzen sind aber spürbar. Viele Unternehmen beschaffen aktuell einzelne Fahrzeuge, um Erfahrungen zu sammeln. Eine seriöse und belastbare Aussage, wann eine wirklich klimaneutrale Logistik in Europa umgesetzt ist, ist aber nicht möglich.

Welche Frage hätten wir euch noch stellen sollen? Und wie hätte eure Antwort darauf gelautet?

Wie funktioniert Mansio? Mansio zerlegt mithilfe eines eigens entwickelten Optimierungsalgorithmus' Langstrecken in Teilstrecken und weist diese regionalen Transportunternehmen zu. Zwischen den Teilstrecken organisiert Mansio die zuverlässige Übergabe von Sattelaufliegern und Wechselbrücken.

Fakten zum Unternehmen

• Unternehmen: Mansio GmbH
• Sitz: Aachen (Nordrhein-Westfalen)
• Mitarbeiterzahl: 10 (Stand: 2023)
• Ansprechpartner: Dr. Maik Schürmeyer (Gründer und Geschäftsführer)

Bildergalerie

  • CEO und Gründer Dr. Maik Schürmeyer zusammen mit Chief Sales Officer Julian Blasig

    CEO und Gründer Dr. Maik Schürmeyer zusammen mit Chief Sales Officer Julian Blasig

    Bild: Mansio

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