Die Ergebnisse des DRivE Projekts sollen bei der Routenplanung und -optimierung helfen.

Bild: Smederevac/iStock

Projekt Drive: So soll Speditionen der Umstieg auf ökologisch effiziente Transporte erleichtert werden

26.09.2023

Das Forschungsprojekt Drive umfasst die technische Entwicklung einer Routenplanung für Lkw mit alternativen Antrieben. Ende 2024 soll die zweimonatige Pilotphase des mit mehr als 2 Millionen Euro geförderten Projekts starten.

Anfang Mai startete das von Mansio initiierte Forschungsprojekt „DRivE – Datenbasierte Routenplanung im Straßengüterverkehr mit verschiedenen Energieversorgungstechnologien“, welches im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit etwa 2,1 Millionen Euro gefördert wird. Unter der Leitung des FIR an der RWTH Aachen arbeiten neben Mansio auch der PEM Lehrstuhl der RWTH Aachen, Hammer Road-Cargo, Maintrans Internationale Spedition, Park Your Truck und ZeKju an dem Projekt. Gemeinsam wollen die Partner den Weg für Speditionen zum Umstieg auf Transporte mit alternativen Antriebsmöglichkeiten ebnen, indem sie die technischen Voraussetzungen für eine Routenplanung im Fernverkehr für Lkw mit alternativen Antrieben entwickeln.

Über Mansio:

Das 2020 von Dr. Maik Schürmeyer gegründete IT-Unternehmen mit Sitz in Aachen optimiert Langstreckentransporte im Straßengüterverkehr mithilfe von speditionsübergreifenden Begegnungsverkehren. Dabei werden entlang einer Route Sattelauflieger von Spedition zu Spedition übergeben. Transporte werden dadurch kosteneffizienter, schneller, umweltfreundlicher und attraktiver für Lkw-Fahrpersonal.

Dies soll durch die Erfassung von Auftragsdaten und Echtzeitdaten der Lade- und Tankinfrastruktur, des Fahrzeugzustands sowie der Lenk- und Ruhezeiten des Fahrpersonals geschehen. Die Ergebnisse des Projekts sollen Spediteuren, Lkw-Fahrern oder Infrastrukturanbietern die notwendige Planungssicherheit und Transparenz geben, um auf einen Gütertransport mit alternativen Antriebsmöglichkeiten zu setzen. „Wir wollen den Spediteuren die Angst vor der Umstellung auf alternative Antriebsmöglichkeiten nehmen und die Arbeits- und Lebensbedingungen der Fahrer mit den Anforderungen der Logistik bestmöglich in Einklang bringen“, sagt Dr. Maik Schürmeyer, Geschäftsführer bei Mansio, im Gespräch mit der DVZ. „Wir wollen auf jeden Fall auch die Ergebnisse des Projekts am Ende in die Breite tragen und natürlich nicht nur für uns behalten“, ergänzt Mitgründer bei ZeKju, Max Borreck.

Projektarbeit ist Teamarbeit

Das FIR an der RWTH Aachen mit den Forschungsschwerpunkten Produktions-, Dienstleistungs- und Informationsmanagement hat die Leitung des Gesamtprojekts inne. Die gemeinnützige Forschungseinrichtung führt zudem die Anforderungsanalyse durch und wird das Geschäftsmodell entwickeln. Hierfür arbeitet das Forschungsinstitut eng mit den beiden Speditionsunternehmen Maintrans und Hammer zusammen, die sowohl die Daten für die Analyse als auch ihre Fahrzeuge sowie Echtzeitdaten ihrer Fahrzeuge und Fahrer für die Entwicklung der Technologie und die Pilotphasen des Projekts bereitstellen.

Der PEM Lehrstuhl der RWTH Aachen koordiniert aus wissenschaftlicher Perspektive die technischen Aspekte im Projekt, während die Logistik-Startups Mansio, Park Your Truck und ZeKju Ihr Know-How bei der technischen Umsetzung einbringen. Mansio ist dabei für die Integration von Besonderheiten von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben in die Tourenplanung zuständig.

Park Your Truck bringt Parkflächen für die Pilotierung ein, stattet die Infrastruktur mit der entsprechenden Sensorik aus und baut ein Buchungs- und Reservierungssystem für das Drive-Projekt auf. „Dadurch, dass wir bereits eine Plattform betreiben, bei der Stellplätze in Deutschland, aber auch europaweit vorgebucht werden können, können wir hier einen Beitrag zu dem Projekt leisten und werden auch weiterhin das Gesamtsystem mit den erforderlichen Daten füttern, um mit diesen ein optimiertes Routing zu ermöglichen“, führt René Stahl, Geschäftsführer bei Park Your Truck, aus. „Für die Pilotflächen haben wir uns stark befahrene Routen angeschaut und dort drei Standorte identifiziert, bei denen eine Erfolgskontrolle durchgeführt wird.“

Über Park Your Truck:

Das Unternehmen mit Sitz in Desslau-Rosslau ist mit circa 20.000 Lkw-Parkplätzen Europas größter Betreiber in diesem Segment und setzt sich unter der Marke „Charge Your Truck“ für mehr Ladesäulen für Nutzfahrzeuge ein.

ZeKju wird dank ihrer Erfahrung mit Lkw-Fahrerkommunikation die Kommunikationsschnittstelle zwischen Fahrzeugen und dem Routenplanungsservice von Mansio entwickeln. „Man muss die Informationen auch an den Fahrer bekommen und aus der Zusammenarbeit mit verschiedensten Speditionen wissen wir, dass Telemetrie-Systeme keine lückenlose Abdeckung gewährleisten“, erläutert Max Borreck. „Wir wollen über die Kommunikationskomponente sicherstellen, dass der Fahrer alle wichtigen Informationen über die Routenplanung und die vorhandenen Stellplätze mit entsprechenden Lade- und Tankmöglichkeiten erhält.“

Kennen und schätzen gelernt haben sich die Unternehmen im Rahmen des Clubs of Logistics. Dort werden Mansio, Park Your Truck und ZeKju das Projekt im April 2024 vorstellen, um weitere interessierte Spediteure zu gewinnen. „Ich bin sicher, dass die anderen Teilnehmer unser Projekt weiter unterstützen werden. Für uns wird die Gremienarbeit im Laufe der Projektdauer immer wichtiger werden, da wir wollen, dass unsere Ergebnisse auch gelebt werden“, betont Max Borreck.

Über ZeKju:

ZeKju ist ein 2021 gegründetes Unternehmen mit Sitz in Augsburg, das Logistik-Kommunikation per Messenger-Diensten (WhatsApp, Telegram, etc.) ermöglicht. Zu den Kunden Partnern und Kunden von ZeKju zählen u.a. Krone, Bosch L.OS, Transporeon, Nosta und Redspher.

Die Zeit drängt

Ende 2024 soll die zweimonatige Pilotphase des Projekts beginnen. „Der Zeitplan ist sehr ambitioniert, weil wir wissen, dass wir keine drei, vier Jahre Zeit haben, um das Problem zu lösen“, sagt der CEO von Mansio, Dr. Maik Schürmeyer, im Gespräch mit der DVZ. Der Güterverkehr verursacht knapp acht Prozent der europäischen CO2-Emissionen. Und derzeit sind im deutschen Transportsektor gerade einmal 1,2 Prozent der zugelassenen Lkw mit Wasserstoff-, LNG- oder Elektroantrieb ausgerüstet. „Wenn wir die Pariser Klimaziele tatsächlich einhalten wollen, dann reicht es nicht, wenn ein Prozent der Fahrzeuge einen Elektroantrieb hat, sondern es müssen wesentliche Bestandteile der Flotten mit alternativen Antriebsmöglichkeiten ausgerüstet sein“, so Schürmeyer.

Viele Unsicherheiten für Spediteure

Allerdings ist die Umstellung der Flotten für viele Spediteure momentan noch mit zu großen Unsicherheiten verbunden: Neben hoher Investitionen in neue Fahrzeugmodelle besteht durch die unzureichenden Reichweiten der alternativ angetriebenen Lkw und die geringe Flächenabdeckung der Lade- und Tankinfrastruktur das Risiko von Umwegen oder sonstigen Einschränkungen in der Tourenplanung. Die Ergebnisse des Projekts Drive sollen möglichst viele dieser Unsicherheiten aus dem Weg räumen.

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