Die Schifffahrt soll bis 2050 klimaneutral werden.

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Wie kann die Seeschifffahrt die Abschlusserklärung der COP 28 in die Tat umsetzen?

19.12.2023

Zum ersten Mal hat sich die Welt darauf geeinigt, von Kohle, Öl und Erdgas, den Hauptverursachern der globalen Erwärmung, wegzukommen, um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Die Folgen für die Schifffahrtsindustrie erklärt Achim Jüchter, Head of Sustainable Logistics bei Forto, in einem Gastbeitrag.

Die Weltgemeinschaft hat sich darauf geeinigt, von Kohle, Öl und Erdgas, den Hauptverursachern der globalen Erwärmung, wegzukommen, um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Und es wurde anerkannt, dass die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C eine Halbierung der Emissionen bis 2030 erfordert. Die Länder einigten sich auf eine Verdreifachung der Kapazitäten für erneuerbare Energien und eine Verdoppelung der weltweiten Energieeffizienz Raten bis 2030. Diese Botschaft hätte noch viel deutlicher ausfallen können, wenn in der endgültigen Vereinbarung feste Fristen für die Beendigung der Nutzung fossiler Brennstoffe in diesem Jahrzehnt festgelegt worden wären. Die COP28 markiert jedoch einen Schritt nach vorn und setzt einen Rahmen für die verstärkte Produktion und den Verbrauch nachhaltiger Kraftstoffe in der Schifffahrtsindustrie.

Während die Schifffahrt in der offiziellen COP-Vereinbarung nicht direkt erwähnt wird, wird in dem Text hervorgehoben, dass die Sektoren "erneuerbare Energien, Kernenergie, Technologien zur Reduzierung und Beseitigung von Emissionen wie Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung, insbesondere in schwer abzuscheidenden Sektoren, und kohlenstoffarme Wasserstoffproduktion" beschleunigen müssen. Die Schaffung der Voraussetzungen für eine Steigerung der Produktion und des Verbrauchs nachhaltiger Kraftstoffe stand im Mittelpunkt der COP-Diskussionen über die Seeschifffahrt. Die größten Reedereien der Welt haben zum Beispiel gefordert, dass die Emissionsmessung von "Well-to-Wake" anstatt “Tank-to-Wake” als Standard in der Regulierung und in der Kommunikation eingeführt wird, um zu verhindern, dass fossile Großkonzerne fossile Kraftstoffe durch die Umwandlung in grauen/braunen Wasserstoff zu gleichen oder höheren Kohlenstoffkosten "grünwaschen". Sie haben auch ein verbindliches Enddatum für den Bau von Neubauten, die ausschließlich mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, und einen globalen Preismechanismus für Treibhausgase (THG) gefordert, der in Europa bereits im Januar eingeführt wurde. Ein solcher Vorschlag ist insofern sinnvoll, als der Übergang zu nachhaltigen Kraftstoffen in erster Linie durch die Tatsache behindert wird, dass es eine günstige fossile Alternative gibt. Aber auch dort sehen wir eine Veränderung im Verhalten der Verlader: Die Zahl unserer Kunden, die sich für Biokraftstoff entscheiden, hat sich von Jahr zu Jahr verdoppelt.

Das Erreichen der IMO-Ziele, die Emissionen bis 2030 um 20-30 % zu reduzieren und bis 2050 vollständig zu beseitigen, erfordert einen stufenweisen Ansatz. Derzeit sind Biokraftstoffe die beste auf dem Markt verfügbare Option, um die Schifffahrtsemissionen zu reduzieren. Künftig werden Maßnahmen wie Power-to-Liquid-Kraftstoffe aus erneuerbaren Quellen, Energieeffizienz und Energiespeicherung, nachhaltige Kühlung und Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) an Bedeutung gewinnen. Alle Lösungen müssen parallel entwickelt werden. So hat die Green Shipping Challenge, in der Länder, Häfen und Unternehmen zusammengeschlossen sind, auf der COP28 mehr als 60 wichtige Ankündigungen zu Themen gemacht, die von neuen grünen Schifffahrtskorridoren über die Integration neuer emissionsfreier und nahezu emissionsfreier Kraftstoffe und Technologien bis hin zu neuen Ausbildungsrahmen für Seeleute in Bezug auf neue Schiffskraftstoffe und zur Unterstützung der allgemeinen Umsetzung der langfristigen THG-Strategie der IMO für 2023 und der indikativen Kontrollpunkte reichen.

Dazu gehören:
• Amazon und andere Frachteigner kündigten die Zero-Emission Maritime Buyers Alliance (ZEMBA) an.
• Australien kündigte einen nationalen Aktionsplan zur Verringerung der maritimen Emissionen an.
• Der Hafen von Antwerpen-Brügge soll zur Importdrehscheibe für grünen Wasserstoff werden.
• Brasilien und die Hafenchefs von Hamburg, Açu, Halifax und Antwerpen traten den Clean Energy Marine Hubs bei.
• Die Fortescue "Green Pioneer" wurde vorgestellt und wird das erste ammoniakfähige Schiff der Welt sein.
• Höegh Autoliners hat 1,2 Milliarden Dollar in den Bau von 12 neuen ammoniakfreien Autotransportern investiert, die den internationalen Schiffsverkehr dekarbonisieren werden.
• Wind Challenger - Mitsui O.S.K. Lines Windkraftschiff "SHOFU MARU" sticht in See.
• Wallenius Wilhelmsen kündigte Neubauten mit grüner Energie an, um bis 2027 ein durchgängiges Netto-Null-Angebot zu schaffen, und verpflichtete sich, den Windantrieb wieder Realität werden zu lassen.
• Yara International und seine Partner kündigten das weltweit erste Containerschiff an, das sauberes Ammoniak als Treibstoff verwenden wird. Das Schiff mit dem Namen Yara Eyde wird das erste sein, das die Seeroute zwischen Norwegen und Deutschland emissionsfrei befahren wird.

Da der Klimawandel ein Wettlauf mit der Zeit ist, müssen wir die heute verfügbaren Lösungen - wie Biokraftstoffe - skalieren und gleichzeitig die Entwicklung fortschrittlicherer Lösungen für die Zukunft, wie z. B. Netto-Null-Kraftstoffe, vorantreiben. Da der Seeverkehrssektor für 3 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, kommt ihm eine Schlüsselrolle zu, wenn es darum geht, den Übergang von fossilen zu umweltfreundlichen Kraftstoffen in großem Maßstab und mit hoher Geschwindigkeit zu vollziehen. Die Abschlusserklärung der COP28 gibt zwar einen guten Rahmen vor, aber es sind noch spezifische Vorschriften für den maritimen Sektor erforderlich, um sicherzustellen, dass wir das Angebot und die Nachfrage nach nachhaltigen Kraftstoffen erhöhen.

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